Um das Weinviertel optimal weiterzuentwickeln, habe man drei wesentliche Schwerpunkte definiert: „den Tourismus weiterentwickeln, die Standortqualität weiter erhöhen durch eine Wirtschaftsoffensive mit der nötigen Infrastrukturausstattung und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiterentwickeln, um die Internationalität zu stärken“.
Die wesentliche Ausgangslage sei durch den Arbeitsmarkt bestimmt, sprach Landeshauptmann Pröll von einer „divergierenden Situation“: Man habe in Niederösterreich auf der einen Seite rund 54.500 Arbeitslose und auf der anderen Seite mit 606.000 Beschäftigten die höchste Beschäftigungsrate in der Zweiten Republik. Zur Situation der Arbeitslosigkeit im Weinviertel sagte Pröll, dass man Ende Oktober einen Rückgang von 3,2 Prozent in Hollabrunn und einen Anstieg von 1,9 Prozent in Korneuburg, 5,4 Prozent in Mistelbach und 5,7 Prozent in Gänserndorf verzeichnet habe. Um dagegen anzukämpfen habe man in Niederösterreich eine Reihe von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gesetzt, für die man rund 580 Millionen Euro zur Verfügung habe. Im Weinviertel seien 52 Prozent der Teilnehmer an diesen arbeitsmarktpolitischen Projekten in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen worden.
Ein Schwerpunkt im Weinviertel sei es, den Tourismus weiterzuentwickeln, so der Landeshauptmann. „Wir haben im Weinviertel einen touristischen Aufwind“, sagte Pröll, dass man 2015 um 40.000 Nächtigungen mehr als vor fünf Jahren gehabt habe – das sei ein Nächtigungsplus von 7,8 Prozent. „Für 2016 erwarten wir aufgrund der bisherigen Zahlen ein Nächtigungsplus von sieben Prozent“, betonte Pröll, dass das weit über dem österreichischen Durchschnitt liege. Überdurchschnittlich im Tourismus sei der Bezirk Korneuburg: Im Fünf-Jahres-Vergleich habe dieser ein Nächtigungsplus von 12,7 Prozent verzeichnet.
Den Tourismusboom im Weinviertel wolle man weiter forcieren, führte Pröll als nächsten Impuls die Therme Laa an, wo morgen der nächste Ausbauschritt – das „Silent Spa“ – der Bestimmung übergeben werde. „Wir haben derzeit rund 350.000 Gäste jährlich und rund 200 Arbeitsplätze. Wir erwarten uns durch den Erweiterungsschritt neue Impulse, was die Besucherfrequenz anlangt“, so der Landeshauptmann. Weiters hob er den Kulturtourismus hervor: Mit dem Viertelfestival 2017 werde man 66 Projekte von Mai bis August im Weinviertel anbieten. „Das Festival steht unter dem Motto ‚Metamorphose’“, sagte Pröll, dass die Vorbereitungen dafür bereits laufen würden.
„Niederösterreich ist das Gründer-Bundesland in Österreich“, führte der Landeshauptmann aus, dass Niederösterreich mit rund 9.000 Gründungen im Jahr 2015 auf Platz eins unter den Bundesländern liege. „Alleine im Weinviertel haben wir im Jahr 2015 1.850 Gründungen zu verzeichnen“, betonte Pröll weiters: „Das Weinviertel ist eine unglaublich dynamische Wirtschaftsregion mit vielen wirtschaftlichen Hotspots.“ Als einen derartigen Hotspot nannte der Landeshauptmann den Wirtschaftspark Wolkersdorf, der sich „innerhalb kürzester Zeit unglaublich entwickelt“ habe und heute 79 Unternehmen mit 1.900 Mitarbeitern zähle und weshalb man im Juni einen weiteren Ausbau beschlossen habe. „Wir haben zahlreiche Betriebsgebiete“, führte Pröll als Beispiel Leobendorf an, wo viel Innovations-Leistungskraft zuhause sei. So habe die Firma Chroma-Pharma den Innovationspreis 2016 in Niederösterreich erhalten.
Ein wichtiger Punkt im Individualverkehr sei der Ausbau des Straßennetzes, dabei gebe es im Weinviertel vier Schwerpunkte, so Pröll: Der Abschnitt Schrick-Poysbrunn der A5 Nordautobahn sei derzeit in Bau und werde Ende 2017 fertig, anschließend beginne man mit dem Bau der Umfahrung Drasenhofen, die Ende 2018 sein solle. Auf der A22 Donauuferautobahn werde 2018 im Bereich Stockerau Ost – Knoten Stockerau mit dem sechsspurigen Ausbau begonnen, die Fertigstellung ist für 2020 geplant. Für den Ausbau der S3 Weinviertler Schnellstraße im Bereich Hollabrunn – Guntersdorf sei die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Laufen, Beginn sei 2017, Fertigstellung 2019. Ebenfalls im Laufen sei die UVP für den Ausbau des Abschnittes Süßenbrunn – Gänserndorf der S8 Marchfeld-Schnellstraße, Beginn sei 2019, Fertigstellung 2020.
Als Schwerpunkte im öffentlichen Verkehr nannte Pröll den Ausbau des Marchegger Ast, dieser werde zweigleisig und es werden eine Elektrifizierung und Bahnhofsumbauten vorgenommen. Baustart sei vor kurzem gewesen, Fertigstellung sei mit Ende 2023 geplant. Für den Ausbau der Nordbahn sei das UVP-Verfahren gestartet, Baubeginn sei 2021, Fertigstellung 2026. Auf der Nordwestbahn werde es Fahrplan-Verbesserungen geben: einen Viertel-Stunden-Takt auf der S3 (Wien-Floridsdorf – Korneuburg) und eine Taktverdichtung von einer halben Stunde bis Stockerau. Als besonders Projekt hob der Landeshauptmann das IST-mobil im Bezirk Korneuburg hervor. Das Anruf-Sammeltaxi-System über den gesamten Bezirk sei „eine bedarfsorientierte Ergänzung zum Linienverkehr“. Dass dieses Projekt beispielgebend sei, zeige, dass das Projekt mit dem VCÖ-Mobilitätspreis 2016 ausgezeichnet worden ist.
„Derzeit sind im Weinviertel 15 Projekte in Umsetzung“, so Pröll zum Ausbau des Hochwasserschutzes. Als Beispiele nannte er die Sanierung des Marchfelddammes mit Kosten von 9,2 Millionen Euro und den Schutz bei der Donau in Korneuburg mit Kosten von 11,5 Millionen Euro. „Bis zum Jahr 2023 sind 54 zusätzliche Projekte im Hochwasserschutz-Bereich geplant“, zehn Projekte davon werden im Bezirk Korneuburg umgesetzt.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit werde im Weinviertel sehr ernst genommen, betonte der Landeshauptmann, dass diese „unglaublich viel Frucht bringen kann“. „Seit kurzem haben wir grenzüberschreitende Rettungseinsätze mit entsprechenden Verträgen mit den Regionen Südböhmen und Südmähren realisiert“, führte Pröll aus, dass sich diese tatsächlich schon bewährt hätten. Weiters gebe es eine Kooperation in Sachen Strahlentherapie: „Patienten aus den Kliniken Mistelbach, Hollabrunn und Krems können in Zukunft im Krankenhaus Znaim strahlentherapeutisch behandelt werden“.
Grenzüberschreitend zusammengearbeitet werde auch bei der Weiterentwicklung des Nationalparks Thayatal. Insgesamt habe dieser rund 7.500 Hektar – 82 Prozent seien in Tschechien und 18 Prozent in Niederösterreich. Als nächstes Projekt wolle man ein ökopädagogisches Zentrum realisieren, um zeitgemäße Unterkunftsmöglichkeiten für Schulklassen anbieten zu können. „Die Planungsarbeiten sind intensiv am Laufen, Baubeginn ist im Frühjahr 2017“, informierte Pröll. Auch im Kulturbereich gebe es viele grenzüberschreitende Initiativen, hob der Landeshauptmann die „Tage der offenen Ateliers“ hervor. Nächster Impuls könne die Landesausstellung 2021 werden, es gebe bereits zwei Bewerber: das Marchfeld und Retz – Znaim, als grenzüberschreitendes Projekt. Die Standortentscheidung werde 2018 getroffen werden. |